
Heute Morgen war das Wetter mal ein wenig anders als die letzten Tage. Der Föhn bläst immer noch stark und es ist auch viel wärmer geworden. Die Blätter wirbeln umher und manchmal kommt sogar ein Plastiksack geflogen. Aber ich habe schnell begriffen, dass mich das nicht interessieren mag. Auch kleine Äste liegen am Boden und viele Tannenzapfen – der restliche Schnee schmilzt nun sehr schnell.
Mit dem nun immer weniger vorhandenen Schnee habe ich auch realisiert, dass meine Winterferien bald zu Ende gehen werden und darum jetzt nur noch wenige Nachmittagsrunden auf dem Programm stehen. Deshalb habe ich den Anstieg über diesen Weg auf dem Bild heute besonders genossen, bin etwas gemächlicher voraus marschiert und habe überall nochmals tüchtig schnüffeln können. Den Fuchs, den meine Menschen an dieser Stelle auch an einem Nachmittag einmal gesehen haben, konnte ich aber nie wahrnehmen.
Nach der Rückkehr wollte ich zum Erstaunen meiner Menschen nicht auf den Balkon. Sie haben angenommen, dass ich den starken Wind nicht sehr schätze und ich darum lieber im Haus bleibe. Eigentlich wollte ich dann auch meinen Fressnapf aufsuchen, aber auch da war heute nicht alles optimal – es war ein anderes Nassfutter im Napf, als was ich sonst so gewohnt bin. Erst als mir die Menschen das ausgetauscht hatten, hatte ich wieder Appetit.
Nach dem Nachtessen der Menschen gehen wir dann nochmals auf unsere Abendrunde – es ist dann jeweils schon dunkel. Wollen wir mal schauen, ob es heute auch so aufregend wird wie gestern Abend. Wir hörten schon von weitem ein lautes Surren und dann haben wir die Feuerwehr beim Üben entdeckt – da war ein Feld neben der Strasse hell erleuchtet.

Vor ein paar Tagen habe ich noch geschrieben, all die verschiedenen Bäche und Bächlein würden mich kaum interessieren. Und das hat damals ja auch gestimmt, da lag noch viel Schnee auf und neben den Wegen. Aber mit den steigenden Temperaturen nimmt bei mir aber während den Wanderungen der Durst zu, der Schnee wird immer rarer und darum sind diese Wasserspender jetzt viel attraktiver. Ich bin heute mehrmals am und im Wasser gewesen und habe am köstlichen Nass gelappt. In einem Bach war es etwas tief und das Wasser reichte mir fast bis zum Bauch. Das hat mich aber überhaupt nicht gestört.
Nach der Rückkehr hatte ich auch ziemlich Hunger und so war ich ganz schnell beim Fressnapf, der mit dem Nassfutter gefüllt war. Danach hatte ich auch noch Lust auf ein paar Brocken Trockenfutter und zum Schluss wieder viel Wasser aus dem Napf. Anschliessend war ich nicht gleich wieder auf dem Balkon, sondern machte noch einen Ausflug in den Garten. Die Menschen hatten dort ein bisschen Sträucher geschnitten und mit mir mit dem Tennisball gespielt. Doch bald wollte ich wieder ins Haus und eben wieder auf den Balkon – von dort habe ich die viel bessere Übersicht, was sich da so ums Haus herum bewegt.
Von den Abendrunden habe ich gar noch nichts geschrieben. Der Weg im Dunkeln der kleinen Strasse entlang nach unten ins Dorf ist ein bisschen anders, als die Touren am Tag. Meine Menschen haben Stirnlampen auf und beleuchten damit den Weg. Sie tragen auch Warnwesten, weil die Strassen hier unbeleuchtet sind und doch immer mal wieder Autos auftauchen. Vielleicht macht ein Mensch mal in der Nacht ein Foto, habe aber keine Ahnung, ob das etwas wird.

Am Morgen starte ich meine Runde immer ungefähr zum Zeitpunkt, wenn hinter den Bergen die Sonne aufgeht – jeder Tag verschiebt sich der Punkt weiter nach Osten. So bekommt die Umgebung sofort mehr Konturen und die nächtlichen tiefen Temperaturen (immer unter null) steigen dann ziemlich schnell an.
Auf dem Bild sitzen meine Menschen auf dem Eichenbänkli und ich daneben und wir geniessen einmal mehr die Aussicht beim prächtigen Wetter, das jetzt schon tagelang herrscht. Nur gerade zu Beginn meiner Ferien war es ein bisschen nass, seitdem gibt es aber jeden Tag Sonnenschein vom Morgen bis am Abend. All die vielen Lappen, die man mir mitgegeben hat, um nach dem Spaziergang die Pfoten, die Beine und den Bauch zu putzen, liegen fast alle immer noch ganz sauber bereit. Und das bisschen Dreck geht jeweils beim Traben durch den Schnee auch schnell wieder weg.
Schon vor dem Eichenbänkli hatten wir unter des Suone einen Felsen in der Wiese angetroffen, wo wir uns alle ein bisschen hingesetzt haben und die Natur rings um uns betrachtet und die wärmende Sonne genossen haben. Da war ich zwar am Ausblick ins Tal und auf die Berge weniger interessiert. Oben auf der Suone hörte man immer wieder Stimmen und da waren wohl auch noch ein paar andere Hunde unterwegs. So musste ich genau hinschauen und meine Nase in die Luft strecken. Die Nachmittagsrunde ging dann ganz entspannt zu Ende – der neue Nachbarhund (wir wissen jetzt seine Rasse, es ist ein Lagotto) bellte nicht einmal mehr – wir haben uns schon ein bisschen aneinander gewöhnt.

Ich bin immer wieder erstaunt, dass meine Menschen noch Wege finden, die ich noch nicht erforschen konnte. Na gut, vielleicht war ich da vor zwei Jahren doch einmal. Aber heute stiegen wir den "Felswandweg" hoch, wie sie dem sagen. Oben an dieser Felswand hat man eine wunderschöne Aussicht und bei dem nun schon seit Tagen herrlichen Wetter war das Panorama eindrücklich, obwohl der Himmel nicht mehr ganz so stahlblau war. Anschliessend ging es durch ein kleines Wäldchen und dann über Schnee und Eis einen steilen Anstieg hinauf. Dort trafen wir dann wieder auf den "Kräuterweg", den ich nun gut kenne.
Zweimal sind wir dem jungen Berner Sennenhund begegnet und das war beide Male etwas aufregend. Seine Runde war offenbar in der umgekehrten Richtung. Den auch schon angetroffenen Appenzeller Sennenhund ignorierte ich hingegen, wie das letzte Mal – er mich übrigens auch. Heute musste ein etwas spezieller Tag gewesen sein, wir haben auch viele Spaziergänger ohne Hund angetroffen, jedenfalls hatten diese alle Freude, wenn mein ganz kurzes leises Begrüssungs-Bellen von mir gab.
Bei der Rückkehr ins Haus bin ich zur Zeit immer etwas abgelenkt. Im übernächsten Nachbarhaus (einem Ferienhaus) hat es einen Hund (mein Mensch weiss nicht genau, welche Rasse, aber es muss etwas mit Pudel sein), der jedes Mal laut bellt, wenn wir uns nähern. Da muss ich dann immer länger beobachten, obwohl mich meine Menschen auffordern, nun endlich hinein zu kommen. Mit einem Leckerli lasse ich mich dann aber meistens überzeugen.

Jetzt bin ich schon in der dritten Woche in meinen Winterferien und meine Menschen haben mich auf jedem Morgen- und Mittagsrundgang immer noch zu Schneefeldern führen können, wo ich rumrennen oder mich wälzen konnte. Sehr oft habe ich auch genüsslich Schnee gefressen (wir sind eher selten an Bächen vorbei gekommen, wo ich meinen Durst hätte löschen können) oder wo ich im Schnee graben und spannenden Düften nachspüren konnte.
Auch heute Morgen bin ich lange einfach auf einem Schneeflecken sitzen geblieben und habe mich in der Natur umgeschaut, habe die Vögel beobachtet oder die Ohren für Geräusche gespitzt. Mein Mensch hatte lange Geduld und ist mit mir ebenfalls lange stehen geblieben – wir hatten beide ja viel Zeit.
Am Nachmittag kamen wir dann wieder einmal beim Gehege vorbei, wo Ziegen sich an der Sonne wärmen, Die blickten alle wie immer sehr angespannt zu mir herüber. Mein Mensch liess mich aber nicht viel näher hinzu, weil ich sie vor gut einer Woche sehr erschreckt habe und sie dann alle in den Stall geflüchtet sind. Im hinteren Teil des Geheges stehen jeweils auch sechs Pferde und zwei Esel. Der aufmerksamste von ihnen schaute auch lange in unsere Richtung und iahte nach einer Weile sehr laut – mein Mensch hat das als Begrüssung verstanden, weil er ihm öfters mal eine Karotte vorbei bringt.
Auf dem Rückweg sind wir einigen Wanderern begegnen und es gab immer mal ein paar Kommentare – dabei war natürlich auch wieder ein Kompliment, aber auch ein Missverstehen meines kurzen Gebells, was meine Menschen dann aufklären mussten (ich habe nach einem Leckerli gebettelt). Zu Hause hatte ich dann grossen Appetit und war gleich beim Fressnapf. Danach gab es wieder das nun schon fast obligate Nickerchen auf dem Balkon.
Das Wochenende ist bald vorbei und bei uns war etwas mehr Betrieb als sonst. Darum kam ich gar nicht dazu, meine Notizen zu schreiben. Der Grund: Meine Menschen hatten Besuch von zwei weiteren Leuten und das hat natürlich auch mich gefreut, wenn das Rudel etwas grösser ist und ich alle begrüssen kann. Umgekehrt wollte ich immer den Überblick haben, das niemand fehlt. Da hatte ich jeweils nicht sehr Freude, wenn jemand die Treppe in den unteren Stock ging.

Natürlich gab es für die Gäste einiges vorzubereiten und da strömten auch immer mal wieder feine Düfte aus der Küche. So musste ich jeweils nachsehen gehen, was das denn werden sollte und habe natürlich auch ein bisschen gebettelt. Aber es stellte sich heraus, dass es Sachen sind, die ich nicht wirklich sehr liebe – weiss nicht, ob ich je schon mal Rüeblitorte gegessen habe. Mir hätte doch eher etwas mit Fleisch gepasst, das hatte ich dann wohl verpasst oder sie haben das gut versteckt.
Als die Gäste eingetroffen waren, habe ich mich sehr gefreut und habe das mit Heulen auch ganz klar und deutlich gemacht. Nach einer Weile hatte ich mich dann beruhigt und wollte wieder auf meinen Ausguck auf dem Balkon.

Gestern und heute unternahmen wir dann alle zusammen je eine Wanderung und wir kamen einmal mehr auch an interessanten Orten vorbei. Diese Wasserschächte, die aber längst nicht mehr gebraucht werden, ziehen mich immer an. Vielleicht könnte da ja eine Maus oder etwas anderes drin sitzen, ich schaue jedenfalls immer gerne mal nach. Neben diesen ansprechenden Orten waren wir an Stellen, die ich nun ganz gut kenne und so konnte ich die Gäste, die hin und wieder mal meine Leine getragen haben, den Weg zeigen – sei es über Felder, über Schneefelder, an der Suone, auf dem Eselweg, über den steilen Aufstieg durch den Wald oder den steilen Abstieg über die Wiese hinunter zur Hauptstrasse. Und sie hatten auch schnell verstanden, wenn ich nach einem Leckerli verlangte – die Menschen scheinen schnell verstehen zu können.
Am späteren Nachmittag sind die Gäste dann wieder abgereist und da war ich im ersten Moment nicht sehr begeistert. Doch unterdessen ist wieder ein bisschen der Alltag eingekehrt und schon bald geht es wieder auf die Abendrunde.